Vier Frauen und ein Sommer. Roman by Lo Malinke

Vier Frauen und ein Sommer. Roman by Lo Malinke

Autor:Lo Malinke [Malinke, Lo]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104903125
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Noch mal Britta

»Du bist schwanger?« Philipp hatte Britta im Flur gestellt.

Die Nachricht von ihrer Schwangerschaft hatte genau eine Viertelstunde gebraucht, um ihn zu erreichen. Danke, Karin. Britta hatte Philipp am Arm hinter sich her in den nächsten Treppenaufgang gezogen. Als ihnen der Produktionsleiter ihrer Sendung und der erste Kameramann entgegengekommen waren, hatte Britta Philipp vor sich hergeschoben, bis sie die Dachterrasse erreicht hatten. Der Blick über die Stadt reichte bis fast zum Französischen Dom, von dem man ein Stück der Kuppel sehen konnte und die vergoldete Figur, von der Britta nie sagen konnte, wen sie darstellen sollte. Eine Kriegerin mit einer Fackel? Einen Soldaten mit einem Taschentuch? Sie hätte den Turm schon Hunderte Male besteigen und nachsehen können, aber sie hatte sich nie für mehr Zeit genommen als für einen flüchtigen Blick bei einem Coffee to go. Britta versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Die Treppen hochzusteigen war das Anstrengendste, was sie seit Wochen unternommen hatte, und sie fühlte einen leichten Schwindel und ein Ziehen im Unterleib.

»Ist es meins?« Philipps Gesicht war blass wie ein Glas Milch. Er deutete mit seinem Kinn auf Brittas Bauch.

»Deins?« Britta dachte, sie hätte sich verhört. Wie konnte das das Erste sein, was er sie fragte? »Nein!« Es würde schwerer werden mit ihm, als sie gedacht hatte. »Natürlich ist es nicht deins!«

»Weil, wir haben nicht verhütet und so.«

»Man wird nicht von jedem bisschen Sex schwanger.«

»Aber es war dreimal hintereinander.«

»Sag das nicht jedes Mal!« Britta versuchte, sich zu beruhigen. Wenn sie Erfolg mit ihrer Lüge haben wollte, musste sie vor allem eins: leiser sprechen. Den letzten Satz hatte sie heraustrompetet wie ein Schmierendarsteller in einer dieser nachmittäglichen Daily Soaps, der seiner Familie weismachen wollte, dass er nichts mit der Fälschung des Testaments des Großfürsten zu tun habe. Britta war schrecklich nervös. Aber sie vertraute darauf, dass man einem Dreiundzwanzigjährigen keine größere Freude machen konnte, als ihm zu sagen, dass er bei seinem letzten One-Night-Stand kein Kind gezeugt hatte. »Und sei nicht so albern. Natürlich ist es nicht von dir.«

»Glaub ich dir nicht.« Philipp verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

»Wie bitte?« Damit hatte Britta nicht gerechnet. Hatte sie bei Karin mehr erzählt, als sie sich erinnern konnte? Hatte sie sich verplappert? Sie überlegte fieberhaft. Gab es irgendetwas, das er wissen konnte, abgesehen davon, dass seine Nacht mit ihr und ihre Schwangerschaft zeitlich zusammenpassten? Und was hieß das schon? Sie hätte inzwischen mit Dutzenden Männern schlafen können. Mit Hunderten! »Es ist mir egal, ob du es glaubst oder nicht. Es war eine anonyme Samenspende.«

Philipp schüttelte den Kopf. »Nie im Leben.«

»Aus Dänemark!«

»Nee.« Er schien kurz zu überlegen. »Dann hättest du längst was gesagt.«

»Hätte ich?« Britta fühlte, wie ihre Augen plötzlich feucht wurden. Diese Scheißhormone. Nicht einmal kalt und abweisend konnte man mehr sein, wenn man es so dringend sein wollte. Britta hatte im Moment nur ein einziges klar zu identifizierendes Bedürfnis – in den Arm genommen und getröstet zu werden. Sie musste sich verdammt nochmal zusammenreißen. »Weil ich allen sonst immer so gerne erzähle, wenn ich mir skandinavisches



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